Archive for the ‘Vögel’ Category

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Kinderstube

13. Mai 2012

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Nein, dieses Amseljunge hat sich nicht zufällig in einen Schuppen verirrt. Es ist auf seinem ersten Ausflug aus dem Nest und schaut sich aus sicherer Entfernung die große weite Welt an, die es in den nächsten Tagen  erkunden wird. Seit mit unseren neuen Nachbarn auch zwei Katzen zugezogen sind, ist das Leben für die Vögel schwieriger geworden, sodass sie immer dichter an uns heranrücken und den Unterstand neben der Garage als sicheren Nistplatz für sich entdeckt haben.

Dieses Junge dürfte inzwischen unabhängig sein, nachdem es mehrere Wochen noch intensiv vor allem vom Vater betreut wurde, während die Mutter schon wieder mit der Einrichtung eines neuen Nestes beschäftigt war. Und jetzt das Ungewöhnliche: Es ist nur einen Meter entfernt vom letzten, ganz dicht an der Tür zur Garage. Normalerweise wandern die Amseln einmal im Sommer durch den Garten, mit möglichst großem Abstand zum letzten Nest. Der Druck durch die Katzen scheint also enorm zu sein, vor allem da wir mehrmals täglich nur Zentimeter an ihr vorbeigehen, um Gartengeräte, Saat, Handschuhe oder auch Dünger aus der Garage zu holen bzw. wieder zurückzubringen.

Die Henne lässt sich nicht stören, schaut vielleicht ein bisschen skeptisch, aber das war’s auch schon. Gestern sind die Jungen geschlüpft — fünf Eier hatten wir gezählt. Das bedeutet wieder ordentlich Arbeit für die Eltern.

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Wie fängt man einen Papagei?

18. Juni 2010

Genauer gesagt war es gar kein Papagei, der vorgestern zwischen unserem und dem Nachbargrundstück hin- und herwatschelte und sich an den Pusteblumen gütlich tat, sondern ein Rosellasittich.

Es begann damit, dass wir bei schönstem Wetter im Garten zu Abend aßen, als wir ein merkwürdiges Pfeifen hörten, so ähnlich, als ob jemand versuchen wollte, mit einer Luftpumpe Musik zu machen. Während wir noch rätselten, ob dieses Geräusch von einem Tier stammte oder von einem WM-Fanartikel erzeugt wurde, flog auch schon ein blau-roter Vogel über unsere Köpfe hinweg, was den Hund zu einer aufgeregten Verfolgungsjagd anstachelte. Also erst einmal den Hund einfangen und ins Haus bringen, um dann draußen zu schauen, ob der bunte Vogel noch in der Nähe wäre.

Dieser hatte sich in der Zwischenzeit auf dem Nachbargrundstück niedergelassen und unsere Nachbarn in spe, die sich derzeit in der Endphase ihres Hausbaus befinden, von ihrer Arbeit nach draußen gelockt. Während wir alle erstaunt um ihn herumstanden und mutmaßten, woher er kommen könnte,  fraß der Vogel seelenruhig seine Löwenzahnsamen weiter — besonders scheu war er also nicht.

Also rief ich auf Verdacht bei einem Bekannten im Dorf an, von dem ich wusste, dass er Papageienvögel hält, und fragte ihn, ob er einen vermisse. Dies war zwar nicht der Fall, aber er erbot sich, mit einem Käfig vorbeizukommen und zu versuchen, das Tier einzufangen. Als Fachmann konnte er das Tier auch gleich bestimmen und wusste, dass es mit einfachen Sonnenblumenkernen nicht zu locken war. Kolbenhirse als besonderer Leckerbissen musste her. In einer wohlorganisierten Nachbarschaft ließ sich auch diese besorgen. Während unser Papageienfachmann inzwischen bei einem Jungen aus dem Dorf nachfragte, der selbst Rosellasittiche hält, ob ihm einer fehle, ließ sich der Flüchtige tatsächlich von der Kolbenhirse in den Käfig locken. Um ihn abzulenken, pfiff ich ein möglichst fröhliches Liedchen, damit sich unsere Kleine von der anderen Seite heranschleichen und die Tür schließen konnte.

Alles klappte hervorragend, sodass nur noch die Frage blieb, wohin mit dem Tier. Bei uns konnte er nicht bleiben (auch wenn sich die Kinder sicher gefreut hätten), weil so ein lauter Vogel im Haus den Hund zum Durchdrehen bringen würde. Und wenn sich der Eigentümer nicht finden würde, müsste man mindestens einen Partner und eine Voliere dazukaufen, um die Vögel einigermaßen artgerecht zu halten. Also wurde das Tier erst einmal zu dem Jungen gebracht, von dem wir wussten, dass er Rosellasittiche hält, wo er derzeit am besten aufgehoben ist.

Ob sich der Vorbesitzer jemals findet, ist fraglich. Denn so wie der Sittich daran gewohnt war, sich von Wildsamen zu ernähren, ist davon auszugehen, dass er schon länger auf Wanderschaft war. Außerdem ist das Tier nicht beringt, sodass man die Herkunft auch darüber nicht zurückverfolgen kann.

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Winterimpressionen

22. Februar 2009

Wenn ich so auf die letzten Jahre zurückblicke, dann sind Schnee und Eis bei uns doch eher die Ausnahme im Winter geworden. Aus dieser Sicht betrachtet, war dieser Winter ungewöhnlich winterlich: Eine längere Frostperiode Anfang Januar ermöglichte es uns zumindest auf einem benachbarten Dorfteich einmal Schlittschuh zu laufen, und in den letzten eineinhalb Wochen hatten wir sogar so viel Schnee, dass die Kinder ihre Schlitten herausholen konnten.

Aufmerksame Leser haben bemerkt, dass ich vom Winter als vergangen geschrieben habe. Tatsächlich bin ich fest davon überzeugt, dass das Tauwetter, das über das Wochenende eingesetzt hat, eine erste Überleitung zum Frühling darstellt, und dass wir deshalb die kältesten Tage hinter uns haben. Was mich so sicher macht? — Die Wacholderdrosseln sind verschwunden, wahrscheinlich auf dem Weg in nördlichere Gefilde.

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Zu beobachten sind diese grauen Vögel mit der braun gesprenkelten Brust bei uns nämlich nur im Winter. Und wenn ich mich richtig erinnere, habe ich sie auch nur in solchen Wintern gesehen, in denen tatsächlich Frost herrschte. Während im ganzen Januar Schwärme zu beobachten waren, die durch die Gegend flogen, tauchten die relativ scheuen Tiere bei uns in den Gärten erst mit dem Schnee auf, um in kürzester Zeit die Beeren von den Sträuchern zu fressen, welche die Amseln bisher verschmäht hatten. Zuerst hatten sich nur ein oder zwei Vögel blicken lassen, aber dann fiel der ganze Schwarm ein. Sowohl die Hagebutten der Hundsrose als auch die knallroten Beeren, mit denen meine beiden Schneeballsträucher voll behangen waren, wurden innerhalb kürzester Zeit vertilgt.

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Dass sie sich hier in der Siedlung nicht mehr blicken lassen, kann natürlich damit zusammenhängen, dass sie auch in den anderen Gärten alles abgefressen haben. Mir gefällt aber die Vorstellung besser, dass sie schon auf dem Weg zurück in ihre Brutgebiete sind.

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Schlachtfest

28. Januar 2009

Auf dem Feld hinter unserem Haus spielen sich manchmal dramatische Szenen ab. Die meisten bekommen wir wahrscheinlich gar nicht mit, einfach aus dem Grund, dass wir gar nicht zu Hause sind oder die betroffenen Tiere zu klein sind, um sie von unserem Esszimmerfenster aus zu beobachten.
Manchmal haben wir aber Glück wie vor einigen Wochen, als dieses Rudel Rehe wohl auf der Flucht vor den Jägern über die Koppel rannte (man beachte die zwei Albinos).

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Hin und wieder sehen wir auch den ein oder anderen Seeadler, der auf dem Feld nach Hasen Ausschau hält oder die Siedlung überfliegt, in der Hoffnung, dass jemand vergessen hat, die Kaninchen einzusperren. Das, was wir aber heute Nachmittag beobachten konnten, ist die absolute Ausnahme: Hinten auf dem Feld fand ein regelrechter Massenauflauf an Seeadlern statt, zeitweise tummelten sich dort bis zu acht der imposanten Vögel. Offenbar hatte einer einen Hasen geschlagen — danach sah die zerrupfte Beute jedenfalls aus der Ferne aus — und alle anderen wollten auch an dem Festmahl teilnehmen.
Alles lief so ab, wie im Tierfilm: Erst versuchten sich zwei Vögel die Beute gegenseitig in der Luft streitig zu machen, woraufhin der Kadaver auf die Erde fiel und gleich von einem dritten in Beschlag genommen wurde. (Natürlich hatte ich die Kamera in diesem Moment noch nicht bereit.) Über zwei Stunden lang wechselte das Bild immer wieder: Einer fraß, während die anderen in sicherer Entfernung auf ihre Chance warteten; zwischendurch schnappten sich ein paar mutige Krähen auch einen Happen oder einige Adler flogen wieder davon, um nach einiger Zeit wieder zurückzukehren. Dann wagten einige den Angriff und versuchten den Kollegen von der Beute zu verjagen. Irgendwann müssen wohl alle satt gewesen sein, denn sie flogen einer nach dem anderen fort und überließen den Rest den Krähen.

In so einem Moment wünscht man sich, dass man doch das Geld für ein richtig gutes Teleobjektiv hingelegt hätte ….

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Kulturfolger

1. August 2008

Heute war ein eher trauriger Tag. Die Häsin, welche immer unseren Garten als Aufzuchtstube für ihre Jungen verwendet, ist qualvoll im Maschendrahtzaun verendet. Wahrscheinlich ist sie gestern Abend vom Hund aufgescheucht worden und hat sich in ihrer Panik durch die viel zu enge Öffnung gezwängt, in der sie dann mit den Hinterläufen hängenblieb. Da wir sie erst heute Nachmittag entdeckten (nicht mal der Hund hat etwas von dem Unglück mitbekommen), kam jede Hilfe zu spät und wir konnten sie nur noch herausschneiden, um sie dann zwei Spaten tief im Garten zu vergraben.
Zum Glück sind die beiden Jungen groß genug, um schon allein zurechtzukommen. Man sieht sie vor allem beim Gießen. Sie mögen es gar nicht, wenn sie unversehens eine Dusche über den Kopf bekommen, sodass sie dann unvermittelt unter der Staude oder dem Strauch hervorpreschen, unter dem sie sich gerade versteckt hatten.
Im Gegensatz zu unseren Hasen, für die der Aufenthalt im Garten doch eher Stress bedeutet, bereiten wir seit einigen Tagen einer zerrupften kleinen Amsel regelmäßig eine Freude, indem wir einen großen Teil der Rasenfläche umgraben, um eine Kräuterspirale anzulegen. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit kommen die Vögel zurzeit kaum an Würmer für die Aufzucht der Jungen heran, denn der Boden ist hart wie Beton und die Regenwürmer haben sich in den tieferen Schichten in kleinen Erdhöhlen eingerollt. Unsere Amsel hat nun gemerkt, dass sich ihr große Mengen von Futter erschließen, wenn sie sich bei unseren Grabungsarbeiten in Position bringt. Inzwischen ist sie so zutraulich geworden, dass sie bis auf Armeslänge herankommt und sich auch nicht vom Hund stören lässt, der meist in der Nähe liegt. Selbst wenn ich gerade nicht am Buddeln bin, folgt sie mir durch den Garten und schaut mich immer wieder auffordernd an, dass ich doch bitte den Spaten wieder in die Hand nehmen möge, um sie mit Frischfutter zu versorgen.